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Die Rotliegend-Zeit

Abbildung: Pangäa

Die Urgeschichte der Nordpfalz begann am Ende des Erdaltertums (Paläozoikum), als die Kontinentalmassen der Nord- und Südhalbkugel in Äquatornähe kollidierten und sich zu dem Superkontinent Pangäa vereinten.
Im Bereich der Kollisionsnaht schoben sich die Ränder der Kontinentalplatten übereinander. Dabei entstand ein Gebirge, die Varisziden, das sich quer über ganz Europa erstreckte. Das Gebirge war von einer Vielzahl von Senkungszonen (Gebirbgstälern) durchzogen.

Die wohl bedeutendste Senke erstreckte sich von der Marne in Lothringen bis zur Saale in Thüringen. Sie lag unmittelbar vor dem Südrand des Rheinischen Schiefergebirges, das Teil der Varisziden war. Erste Absenkbewegungen fanden zunächst nur im südwestlichen Trogabschnitt in Lothringen und im angrenzenden Saarland statt. Hier kam es zur Ablagerung mächtiger oberkarbonischer Schichten. Damals lag das Gebiet nur wenige Grad nördlich des Äquators. Unter dem tropisch-feuchten Klima dieser Breiten entwickelte sich eine urwaldartige Landschaft aus baumhohen Schachtelhalmen, Bärlappen, Farngewächsen und Vorläufern der heutigen Nadelbäume. Immer wieder entstanden in der von Flüssen und Seen durchzogenen Landschaft weitflächige Sumpfmoore mit mächtigen Torfablagerungen, die sich im Verlauf der Erdgeschichte zu Steinkohlen-Flözen verfestigten. Gegen Ende des Karbons und im frühen Perm verlagerten sich die Absenkbewegungen zunehmend in den nordöstlichen Raum und gliederten den Saar-Nahe-Senkungsraum dem lothringischen Trog an.

In Deutschland ist die Perm-Zeit vor etwa 250 bis 300 Millionen Jahren in einen älteren Rotliegend- und jüngeren Zechsteinabschnitt untergliedert. Im Verlauf des Rotliegend nahm die Saar-Nahe-Senke innerhalb von rund 20 Millionen Jahren Ablagerungen von bis zu 3500 Meter Mächtigkeit auf.

Zu Beginn des Rotliegend war das Ablagerungsgeschehen noch stark von dem tropisch-feuchten Klima der Karbon-Zeit beeinflusst. Immer wieder bildeten sich große Seen, die teilweise durch Flüsse verbunden waren und von Süßwasserhaien, großwüchsigen Amphibien und zahl- und formenreichen Fischen besiedelt wurden.

Mit der Nord-Drift des Superkontinents Pangäa gelangte die Ur-Pfalz zunehmend in höhere Breiten, und das Klima änderte sich allmählich von tropisch-feucht zu trocken-warm. Unter einem zunehmend wüstenartigen Klima wurde der Lebensraum von Fischen und Amphibien immer weiter eingeengt; die Gewässer trockneten allmählich aus. Reptilien, die sich auf dem festen Lande fortpflanzen konnten, wurden häufiger. Nach und nach verschwanden auch die Pflanzengemeinschaften der Feuchtbiotope. Sie machten Koniferen und anderen trockenliebenden Pflanzen Platz.

Mit dem allmählichen Klimawechsel verschlechterten sich auch die Fossilisationsbedingungen. Auf den trockenen Landoberflächen führte der ungehinderte Luftzutritt an tote Organismen zu deren vollständiger Zersetzung. Die Schichten des höheren Rotliegend sind daher durch Fossilarmut gekennzeichnet. Neben gelegentlichen Pflanzenresten findet man Fährtenabdrücke von Sauriern und nur sehr selten auch Knochen dieser Tiere.

Am Ende des Rotliegend war das ehemalige Beckenrelief der Saar-Nahe-Senke von Sedimenten verfüllt. Tektonische Bewegungen in der Erdkruste, ausgelöst durch einen starken Vulkanismus zu Beginn des höheren Rotliegend, veränderten das Landschaftsbild nachhaltig. Gesteinsschmelzen aus der Tiefe drückten die ursprünglich horizontal abgelagerten Schichten im Zentrum der Saar-Nahe-Senke empor. Es entstanden der Pfälzer Hauptsattel und, den Höhenzug flankierend, mit der Nahe- und der Pfälzer Mulde zwei neue Senken, die im Verlauf des höheren Rotliegend mit Sedimenten verfüllt wurden. Die Grundlagen für die Gestalt des heutigen Nordpfälzer Berglandes waren geschaffen.

Abbildung: Fossil

Ein Satz noch zu den weltbekannten weißen Fossilien aus der Nordpfalz:
Sie entstanden, als die glutflüssigen Magmen des höheren Rotliegend in fossilführende Schichten eindrangen und die Ablagerungsgesteine stark aufheizten. Dabei erhielten die ehemals dunklen Fossilien-Einschlüsse ihre Hellfärbung. Das Nordpfälzer Bergland hat aber nicht nur seine "weißen Haie", sondern auch reichhaltige Schätze an Mineralien und Erzen dem Rotliegend-Vulkanismus zu verdanken.

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